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Teil 1

 

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1. Einleitung

Die westsibirisch verbreitete Zierliche Moosjungfer gehört im westlichen Mitteleuropa (Deutschland, Belgien, Niederlande, Frankreich, Schweiz; siehe Zusammenfassung zur Verbreitung bei SCHORR, 1996) zu den seltensten Libellenarten. SCHORR (1996) zählt sie zu den gefährdesten Libellenarten der Europäischen Gemeinschaft und der Westpaläarktis. Folgerichtig besteht europaweiter Schutz für die Art gemäß FFH-Richtline - Anhang 4 (DER RAT DER EUROPAESCHEN GEMEINSCHAFTEN 1992).

Während einerseits neue und weitere Funde gemeldet werden (in der Schorfheide aktuell 12 Fundorte bei MAUERSBERGER & HEINRICH (1993); Erstfunde in Slowenien (BEDJANIC 1995), Kroatien (SCHNEIDER-JACOBY 1990) sowie in der Niederlausitz (DONATH 1996), an 78 von 2115 untersuchten Gewässern eines Schutzgebietes im französischen Departement Vienne (PREVOST & DUREPAIRE 1994), südlich von Straßburg (KLEIN & BERCHTOLD 1998), neue Fundorte auch in Bayern (pers. Mitt. H. LEINSINGER, K. BURBACH) oder z.B. auch in Schweden (IVARSSON 1998) sind andererseits frühere Fundorte in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz oder Bayern heute verwaist oder bis auf Restpopulationen geschrumpft (siehe Ausführungen in SCHORR (1996), SCHIEL et al. 1997 sowie in STERNBERG et al., im Druck).
Die Fundortdarstellung in den Nordvogesen (DOMMANGET 1994) kann möglicherweise als eine Art "Bindeglied" zwischen den hier vorgestellten Vorkommen im saarländischen und luxemburgischen Moseltal und den aktuellen Vorkommen am Rhein bei Karlsruhe und Straßburg angesehen werden.
Bei Karlsruhe existiert wohl das gegenwärtig einzige individuenreiche Vorkommen in Baden-Württemberg (STERNBERG et al. im Druck). Ein Vorkommen im Bereich Altenheimer Polder hat seine Habitatstrukturen und
damit auch Leucorrhinia caudalis durch Hochwasserschutzmaßnahmen verloren (HEITZ & HEITZ 1989).
Angesichts der alarmierenden Bestandssituation ist es um so erfreulicher, daß die Art jetzt auch in der Grenzregion Saar-Lor-Lux aktuell nachgewiesen werden konnte. Der aus 1996 stammende Erstnachweis für das Saarland konnte noch bei der Neufassung der Roten Liste der gefährdeten Libellenarten des Saarlandes berücksichtigt und bei DIDION et. al. (1997) bereits vorab erwähnt werden. Den hier vorgestellten Funden bei Remich geht der Erstnachweis der Art für Luxemburg aus dem Jahr 1997 voraus (PROESS 1998). Die nunmehr erzielten, jüngsten Reproduktionsnachweise der Art im Saarland und im angrenzenden Luxemburg runden für´s erste den Untersuchungsstand zum Ende der Flugperiode 1999 ab. Die faunistischen Daten sollen hier mitgeteilt und die Fundort-Gewässer kurz beschrieben werden.

2. Untersuchungsgebiet und Methode

Die beiden Kiesweihergebiete an der oberen Mosel südwestlich von Nennig (Saarland) und südlich von Remich (Luxemburg) wurden im Zeitraum Anfang Mai bis Oktober der Jahre 1996 bis 1999 mehrfach im Rahmen von Untersuchungen zu Epitheca bimaculata (TROCKUR, in Vorb.) bzw. der Erstellung eines Pflege- und Entwicklungsplanes (BÜRO FÜR LANDSCHAFTSÖKOLOGIE 1999) aufgesucht. Infolge der ersten Imago-Beobachtung im Juni 1996 wurde in besonderem Maße bei den Erfassungen auf diese Art achtgegeben bzw. gezielt und intensiv nach ihr über Schwimmblattzonen bzw. oberflächennaher Submersvegetation mit Hilfe eines Fernglases gesucht. Vor allem im Mai 1999 wurden wasserseitige Uferbereiche mehrerer Weiher im Hinblick auf Exuvien abgesucht. Insbesondere der Weiher Nr. 16 in Nennig wurde seit der ersten Beobachtung von Epitheca bimaculata in 1993 jährlich mehrfach und intensiv untersucht.

Die beiden 3-5 km voneinander entfernten Weihergebiete bestehen aus jeweils über 40 Gewässern mit unterschiedlichem Alter und Entwicklungsstadium. Auf deutscher Seite gehört der dreigeteilte Moselaltarm ("Pferdemosel") zum Gewässerssystem. Die Weiher werden meist als Angelgewässer genutzt, wobei die Intensität und die Einflüsse auf Ufer und Gewässer teils recht stark differieren. Insbesondere auf luxemburger Seite wurde die Freizeitnutzung in den vergangenen Jahren durch Unterschutzstellung in Teilbereichen restriktiv behandelt. Auch bezüglich der Größe der Gewässer gibt es eine weite Spannbreite: von 0,1ha (Nennig) bzw. 0,2ha (Remich) bis 5,6ha (Nennig) bzw. 8,2ha (Remich) streuen die Weiher bezüglich der Größe, wobei sich für alle untersuchten Gewässer für beide Gebiete je ein rechnerisches Mittel von 1,1ha ermitteln läßt.

Die ältesten Weiher im Gebiet bei Remich stammen aus den 50er Jahren bzw. sind im Zeitraum der Moselkanalisierung 1960-1964 entstanden (MELCHIOR 1998). Die Mehrzahl der Weiher auf saarländischer Seite stammt aus den 60- und 70iger Jahren (KUBEREK 1999).

3. Ergebnisse

A. Faunistische Daten zu L. caudalis

Erstmalig für das Saarland wie auch für die größere Region wurde die Zierliche Moosjungfer vom Erstautor am 07.06.1996 am Weiher Nennig Nr. 16 nachgewiesen. Zwischen 10:45 und 11:00 Uhr wurde hier ein Männchen beobachtet sowie Fotobelege angefertigt. Am 17.6.96 konnte an diesem Weiher nochmals ein Männchen gesichtet werden. Nachsuchen am 27. und 28.6.1996 sowie am 18.07.1996 blieben jedoch erfolglos. Im Jahre 1997 konnte die Zierliche Moosjungfer mehrfach (siehe Tab. 1), in diesem Jahr auch mit mehreren Individuen angetroffen werden. Allerdings konnte auch dieses Jahr kein Hinweis auf Reproduktion oder gar Bodenständigkeit gefunden werden. 1998 gelang bei Kontrollen an insgesamt 4 Untersuchungstagen kein Nachweis der Art im Kiesweihergebiet Nennig, die Art konnte jedoch am 04. Juni des Jahres erstmals an vier Weihern auf luxemburger Seite des Moseltales beobachtet werden.

Am 20.05.1999 gelang dann dem Erstautor der Fund eines juvenilen, flugunfähigen, weil an den Flügeln beschädigten Weibchens unmittelbar bei der entsprechenden Exuvie am Nordost-Ufer des Weihers Nennig Nr. 16. Am gleichen Tag konnten bei Nachsuchen auf luxemburger Seite weitere zwei Exuvien im Abstand von 50 cm am Nordufer des Weihers Remich Nr. 5 aufgesammelt werden. Imago-Nachweise gelangen an 3 weiteren Gewässern im Weihergebiet Remich am 26.05.99. F.-J. Weber (pers. Mitt.) konnte am Nachmittag 02.07.99 am Teich Nennig Nr. 21 ein weiteres Männchen beobachten.

Bislang liegen Nachweise der Art von neun verschiedenen Gewässern - drei auf saarländischer, sechs auf luxemburger Seite - vor. Diese verteilen sich auf elf der insgesamt 27 der Art in der Flugzeit seit dem Erstfund gewidmeten Untersuchungstage (siehe Tab. 1).

Beobachtungen von adulten Weibchen, Eiablagen oder Kopula gelangen bisher nicht.

B. Verhaltensbeobachtungen

Einige Verhaltensbeobachtungen sollen an dieser Stelle ebenfalls mitgeteilt werden. Die Männchen saßen am Fundort Nennig - Weiher Nr. 16 stets auf den Schwimmblättern der Gelben Teichrose (Nuphar lutea), nutzten aber nur die jeweils uferfernsten Blätter zur Gewässermitte. In Gewässer Nr. 9 saß das einzige beobachtete Männchen auf im Wasser treibenden Algenwatten etwa 2m vom Ufer entfernt. Auch an den Weihern im Gebiet bei Remich nutzten die Männchen meist Algenwatten im Bereich oberflächennaher Submersvegetation.
Sowohl horizontale als auch vertikale Sitzwarten am Ufer wurden mit einer Ausnahme nicht besetzt:
Nur einmal am Weiher Remich Nr. 3 wählte eines der beiden in einer kleinen Bucht anwesenden Männchen auch uferständige, über das Wasser reichende niedrige Strauchweiden als Sitzwarte neben den sonst hierzu genutzten Algenwatten aus.
Die Männchen unternahmen, wie z.B. bei STERNBERG et al. (im Druck) beschrieben, nur kurze Flüge und kehrten anschließend wieder zu ihrer alten Sitzwarte zurück. Nur gelegentlich wurden Attacken gegen z.B. Cordulia aenea, Orthetrum cancellatum und Crocothemis erythraea geflogen.
Am gut untersuchten Weiher Nennig Nr. 16 konnten Männchen und die einzige Exuvie immer nur im nördlichen, nordöstlichen und östlichen Gewässerbereich beobachtet werden.


Tabelle 1: Beobachtungen sowie Fehlkontrollen der Zierlichen Moosjungfer im Kiesweihergebiet bei Nennig aus den Jahren 1996-1999. (Nachweise T = Trockur, D = Didion, W= Weber, Im = Imago, M = Männchen, Ex = Exuvie, Juv.W. = Juveniles Weibchen; 0 = kein Nachweis, -- nicht untersucht)

Untersuchungstag

Nennig Weiher-
Nr. 16

Nennig Weiher-
Nr. 9

Nennig Weiher Nr. 21

Remich Weiher-
Nr. 5

Remich Weiher-
Nr. 20

Remich Weiher-
Nr. 26

Remich Weiher-
Nr. 27

Remich Weiher-
Nr. 3

Remich Weiher-
Nr. 38

1996:

10.05. (Ex)

0

--

--

--

--

--

--

--

--

15.05. (Ex)

0

--

--

--

--

--

--

--

--

22.05. (Ex)

0

--

--

0

0

--

--

0

--

30.05. (Ex, Im)

0

--

--

--

--

--

--

--

--

07.06. (Im)

1 M (T)

--

--

0

0

--

--

0

--

17.06. (Im)

1 M (T)

0

0

0

0

--

--

0

--

27.06. (Im)

0

--

--

0

0

--

--

0

--

28.06. (Im)

0

--

--

0

0

--

--

0

--

18.07. (Im)

0

--

--

0?

0?

--

--

0?

--

1997:

14.05. (Ex)

0

--

--

--

--

--

--

--

--

19.05. (Ex)

0

--

--

--

--

--

--

--

--

22.05. (Ex, Im)

0

--

--

--

--

--

0

--

--

30.05. (Im)

0

--

--

--

--

--

--

--

--

09.06. (Im)

2 M (D)

1 M (D)

0

--

--

--

--

--

--

10.06. (Im)

1 M (D)

0

--

--

--

--

--

--

--

11.06. (Im)

1 M (D)

0

--

--

--

--

--

--

--

18.06. (Im)

1 M (D)

0

0

--

--

--

--

--

--

09.07.

0

0

--

--

--

--

--

--

--

1998:

15.05.(Ex)

0

0

0

       

--

--

21.05.(Ex)

0

--

--

       

--

--

04.06.(Ex, Im)

0

0

--

0/1 (T)

0/1 (T)

0/1 (T)

0/1 (T)

0

--

25.06. (Im)

0

--

--

0

0

0

0

0

--

1999:

12.05. (Ex)

0

0

--

0

0

0

0

--

--

20.05. (Ex)

1 Juv.W/ Ex (T)

0

--

2 Ex (T)

0

0

0

--

--

26.05. (Im)

0

0

0

1 M (T)

0

0

0

2M (T)

1 M (T)

16.06. (Im)

1M (T)

0

0

0

0

0

0

0

0

02.07. (Im)

0

0

1 M (W)

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